Abgeschlossene Forschungsprojekte
Musikalische Betätigung und Selbstkonzept
Validierung eines Instruments zur Erfassung des musikalischen Selbstkonzepts und Auswirkungen musikalischer Betätigung auf das Selbstkonzept
Ziel der Arbeit ist zum einen die Validierung des von Bernecker et al.
(2007) konzipierten Itemkatalogs zur Erfassung des musikalischen
Selbstkonzepts und zum anderen der Nachweis von Zusammenhängen zwischen
Intensitätsstufen musikalischer Betätigung und diversen
Selbstkonzeptdimensionen. Hierzu setzt sich die Arbeit zunächst intensiv
theoretisch mit dem Begriff des Selbstkonzepts und danach vertieft mit
dem musikalischen Selbstkonzept auseinander. Im Anschluss wird die
Studie von Bernecker et al. (2007) statistisch aufgearbeitet, in der
über 2800 Schüler an sechs Gymnasien zu verschiedenen
Selbstkonzeptdimensionen und ihren musikalischen Aktivitäten quantitativ
befragt wurden. Die Items zum musikalischen Selbstkonzept erwiesen sich
dabei als valide und ließen sich in Shavelsons (1976)
Selbstkonzepthierarchie eingliedern.
Über die methodisch neu konzipierten Intensitätsstufen musikalischer
Betätigung ließen sich weiterhin einige signifikante Zusammenhänge zu
ausgewählten Selbstkonzeptdimensionen der Schüler nachweisen.
Abgeschlossen wird die Arbeit mit Auswertungen zum Einfluss der Eltern
auf die Selbstkonzeptdimensionen sowie einem Modellierungsversuch einer
Selbstkonzepthierarchie unter Einbeziehung des musikalischen
Selbstkonzepts per konfirmatorischer Faktorenanalyse.
Entwicklung und qualitative Validierung eines theoretischen Modells der metrisch-rhythmischen Kompetenz
Die Output- und damit verbundene Kompetenzorientierung deutscher Curricula für die allgemeinbildenden Schulen zählen seit einige Jahren zu den zentralsten Themen der Bildungspolitik. Um diesen Forderungen in der Praxis umsetzen zu können, müssen von Seiten der Forschung fundierte Kompetenzmodelle entwickelt und diskutiert werden. Im Bereich der Musikpädagogik fällt dies – ähnlich wie in anderen ästhetischen Fächern – aufgrund von kreativen Vorgängen schwer. Wann ist und wie wird ein Kind musikalisch kompetent?
Die vorliegende Dissertation widmet sich im Speziellen der Entwicklung eines Modells metrisch-rhythmischer Kompetenz. Hierzu wurden essentielle Erkenntnisse aus musikalischen sowie allgemeinen Entwicklungstheorien, musikpsychologischen Forschungen, der Analyse von Musikalitätstests, Musikcurricula und kompetenzorientierten Lehrwerken für den Musikunterricht zusammengetragen. Qualitativ validiert durch unterschiedlichste musikpädagogische Experten konnte schließlich ein fundiertes theoretisches Modell metrisch-rhythmischer Kompetenz mit den vier Teilbereichen ‚identifizieren‘, ‚transformieren‘, ‚reproduzieren‘ und ‚kreieren‘ herausgearbeitet werden.
Musiklernen am Computer –
Zur Qualität von Musik-Lernsoftware und ihrer empirischen Überprüfung
Forschungsstand
Innerhalb der wissenschaftlichen Forschung ist ein gravierender Mangel an empirischen Erhebungen zur Entwicklung, zum Einsatz und zur Evaluation von Lernsoftware im Musikbereich festzustellen. Dieses Problem erscheint nicht zuletzt auch deswegen unverständlich, weil es mittlerweile eine Fülle verschiedener Musik-Lernprogramme auf dem Markt gibt, die laut Statistiken gerne und häufig von den Verbrauchern gekauft werden. Dieses Phänomen wird von der Musikpädagogik jedoch weitgehend ignoriert. Zwar gibt es aus den eigenen Reihen vereinzelte Versuche, Programme selbst zu konzipieren (z.B. die in dieser Arbeit untersuchte Software). Ob diese jedoch auf (fach-) didaktisch und medienpsychologisch sinnvolle Weise auch zu Lernerfolgen führen und welcher Art diese sind, ist bis heute kaum empirisch erhoben worden.
Erkenntnisinteresse
Inhalt der Arbeit soll nicht nur ein Nachdenken darüber sein, wie Musik-Lernsoftware gestaltet sein muss, damit fachdidaktisch sinnvoll, effektiv und nachhaltig gelernt werden kann. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage, ob und unter welchen Bedingungen bereits vorhandene und kommerziell vertriebene Musik-Lernsoftware sinnvoll in die (universitäre) Lehre integriert werden kann. Dabei spielt nicht nur die Analyse der Software nach wissenschaftlichen und theoriegeleiteten Kriterien eine Rolle, sondern auch die konkrete Befragung der „Betroffenen“ selbst, also der Studenten, die mit diesen Programmen lernen. So ist es möglich, die Qualität der untersuchten Software auf zweierlei Weise empirisch zu überprüfen: objektiv von „außenstehenden“ Experten und subjektiv von den Lernenden selbst.
Methodisches Vorgehen
In einem theoretischen Teil werden ausführlich die Begrifflichkeiten „Musiklernen“ und „Musik und Computer“ und die dahinter steckenden Phänomene geklärt.
Es wird davon ausgegangen, dass es sich beim „Musiklernen am Computer“ um einen Spezial- oder Teilbereich des „Musiklernens“ allgemein handelt, dass also die generelle Auseinandersetzung mit dem musikpädagogischen Konstrukt „Musiklernen“ Voraussetzung dafür ist, gesicherte Aussagen auch über ein sinnvolles „Musiklernen am Computer“ machen zu können. Deswegen werden zunächst mit Hilfe einer ausführlichen Literaturrecherche alle in der Musikpädagogik formulierten „Musik-Lerntheorien“ systematisch zusammengefasst und dargestellt. Sie sind sowohl im Spiegel der lernpsychologischen Paradigmenwechsel zu betrachten, als auch als Versuch, sich mit eigenen musikspezifisch begründeten Theorien und Modellen von der Lernpsychologie zu lösen. Diese theoretische Grundlagenarbeit ist bis jetzt nur unzulänglich und lückenhaft geleistet worden. Daneben werden in diesem Kapitel die lernrelevanten Medienmerkmale des Computers, der Computer als Gegenstand musikpädagogischer Forschung und Möglichkeiten der Typisierung von Musiksoftware und v.a. Lernsoftware zusammengefasst.
In einem methodischen Teil wird das verwendete Evaluationsinstrumentarium abgeleitet und dargestellt.
Die Untersuchung basiert auf dem Evaluationsmodell von Reinmann-Rothmeier/ Mandl/Prenzel (1997), das sich vor allem auch zur Evaluierung von Lernsoftware im universitären Bereich bewährt hat. Zentrale Elemente dieses Modells sind die der Qualitätsanalyse durch Experten und der Wirkungsanalyse durch den Lerner selbst.
Der von Reinmann-Rothmeier/Mandl/Prenzel vorgeschlagene Kriterienkatalog zur Qualitätsanalyse mit seinen Breichen Inhalt, Didaktik und Ergonomie wird vom Verfasser adaptiert, angepasst und ergänzt. Die Systematik und Erkenntnisse der im theoretischen Teil zusammengefassten Musik-Lerntheorien werden in einer zusätzlichen Dimension „Lerntheorie“ in die Qualitätsanalyse mit aufgenommen.
Die Wirkungsanalyse umfasst folgende Dimensionen: Akzeptanz, Lernprozess mit emotionalen, motivationalen und kognitiven Einflussfaktoren, Lernerfolg und Lerntransfer. Die entsprechenden Konstrukte mit ihren Items werden vom Verfasser teils aus bestehenden Skalen übernommen und neu zusammengestellt, teils theoretisch hergeleitet und neu formuliert. Ziel ist die Konstruktion eines Fragebogens zur Selbsteinschätzung mit einer vierstufigen Likert-Skala. Neben den Items gibt es zu jeder Dimension die Möglichkeit zu freien Äußerungen.
Im empirischen Teil werden die Qualitätsanalyse und die Wirkungsanalyse anhand zweier konkret im Seminarverlauf verwendeter Programme durchgeführt. Es handelt sich dabei um das Programm „Grundlagen Musiktheorie“ von Christoph Hempel (Hannover) und „Computer Kolleg Musik – Gehörbildung“ von Bernd Enders (Osnabrück).
Die Qualitätsanalyse wurde anhand des erweiterten Kriterienkataloges vom Verfasser selbst durchgeführt.
Der Fragebogen zur Wirkungsanalyse wurde von Studierenden an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Fach Musikpädagogik bearbeitet (Grundlagen Musiktheorie N=59, CKM Gehörbildung N=60).
Ergebnisse
Die Lernprogramme haben sich besonders für das selbstgesteuerte Lernen von Erwachsenen bewährt. Geeignet als Lerninhalte sind Sachwissen und dessen Einübung. Eng umrissene Lerngebiete haben sich im Vergleich zu komplexen Themenfeldern als besser geeignet erwiesen.
Eine große Rolle spielt die didaktische Umsetzung. Sowohl allgemein pädagogische Fragen (didaktische Reduktion, curriculare Einbindung usw.), fachdidaktische Aspekte (Musikhören, Musikmachen, Musikverstehen usw.), als auch medienpsychologische Forderungen (Adaptivität/Adaptierbarkeit, Selbststeuerung, Interaktivität usw.) müssen bei den vorbereitenden Überlegungen zur Konzeption einer Musik-Lernsoftware gleichwertig integriert werden, um sinnvolle und nachhaltige Lernerfolge zu erzielen. Das Medium Computer kann dann als alternative Methode zum Erreichen vorher festgesetzter Lernziele eingesetzt werden und steht nicht selbst im Mittelpunkt oder als Ziel am Ende von Lernprozessen.
Musik-Lernsoftware kann Musiklernen fördern und unterstützen – wenn sie nicht reiner Selbstzweck bleibt und die Vorteile des Mediums Computer unabhängig von marktwirtschaftlichen Überlegungen entsprechend genutzt werden.
Diese Arbeit versucht, im Bereich der Grundlagenforschung basale Voraussetzungen zu definieren und Hinweise und Vorschläge für weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet zu geben.
Quellen
Enders, Bernd: Computerkolleg Musik Gehörbildung. Mainz: Schott, 1999. CD-ROM.
Hempel, Christoph: Grundlagen Musiktheorie. Leipzig: Ernst Klett Schulbuchverlag, 2002. CD-ROM.
Reinmann-Rothmeier, G./Mandl, H./Prenzel, M.: Qualitätssicherung bei multimedialen Lernumgebungen. In: Friedrich, H. F./ Eigler, G./Mandl, H./Schnotz, W./Schott, F./Seel, N.: Multimediale Lernumgebungen in der betrieblichen Weiterbildung. Gestaltung, Lernstrategien und Qualitätssicherung. Neuwied: Luchterhand, 1997. S. 267 – 333.
Die Dissertation wurde im Jahr 2008 erfolgreich abgeschlossen und veröffentlicht.